Donnerstag, 17. September 2015

Helfen wollen und helfen können

Eine kleine Abhandlung über den Altruismus des Menschen


Der Mensch gehört zu den sozial lebenden Tieren. Das bedeutet, dass jedem Menschen ein gewisses Maß an altruistischen Verhaltensweisen im Blut liegt. Altruismus ist uns angeboren. Das ist selbst bei den größten Egoisten so, denn auch sie zeigen in bestimmten Situationen durchaus noch altruistische Verhaltensweisen.

Wie ausgeprägt altuistisches Verhalten sein kann, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Es kann bei manchen Menschen bis zur Selbstaufgabe und vollkommenen Vernachlässigung eigener Interessen führen. Bei den meisten Menschen ist das aber nicht so. Altruistisches Verhalten zeigen sie je nach Lage nicht jedem Lebewesen in gleicher Weise gegenüber.

Altuismus kann von Mensch zu Mensch stattfinden, aber auch von Mensch zu Tier.

In unserer Gesellschaft sind viele Menschen ausgesprochen tierlieb und würden am liebsten allen Tieren in Not helfen. Das geht aber nicht, wie wir alle wissen. Auch besonders tierliebe Menschen müssen sich deshalb entscheiden, wie vielen Tieren und welchen Tieren sie Obdach und Hilfe zukommen lassen. Auch werden ihre finanziellen Mittel nicht ausreichen, um allen Tieren, denen sie gern helfen würden, helfen zu können.

Jürgen und ich halten zum Beispiel zwei Gnadenbrotpferde. Eines davon wurde krank, während es bei uns lebte, das andere sollte vom Vorbesitzer aufgrund seines doch nicht ganz einfachen Wesens geschlachtet werden und blieb so bei uns. 

Unser Hund stammt aus dem Tierheim. Wir haben uns auch ganz gezielt einen Hund aus dem Tierheim geholt. Weil Jürgen und ich denken, dass man zuerst den Tieren im eigenen Land helfen sollte, die in Not sind, ist Boomer aus einem Tierheim vor Ort. Andere Menschen bevorzugen es, Hunde oder Katzen aus dem Ausland zu holen und denen zu helfen. Die Präferenzen sind hier eben verschieden.

Unsere Katze habe ich vor 23 Jahren aus einer Tierklinik mitgenommen, als ich meine Tochter von der Arbeit abgeholt habe. Gemeinsam mit ihrer Schwester Shadow, die nicht mehr lebt, sollte Blanka damals, wenn es nach dem Wunsch ihres Besitzers gegangen wäre, eingeschläfert werden, weil er die beiden Katzen nicht mehr halten konnte. Der Chef meiner Tochter lehnte das ab und wollte den Mann wieder weg schicken. Ich bekam das mit und habe deshalb Shadow und Blanka spontan mit nach Hause genommen, weil wir damals auf einem Resthof lebten und als Katze zur Zeit nur noch Socke hatten, den wir einige Jahre vorher an einem Baum angebunden fanden mit einem Schild um den Hals: "Gib mir ein Zuhause." Socke, Blanka und Shadow vertrugen sich recht gut.
Diese vier Tiere sind das Maximum, was Jürgen und ich uns finanziell leisten können. Genau genommen sind sie eigentlich schon eher zu viel für unsere Kräfte, aber wir boxen uns halt mit ihnen so durch und sorgen für sie mit.

Finanzielle Mittel, um anderen Menschen mit Geld zu helfen, sind bei uns genau genommen nicht da. Helfen mit Rat in einem gewissen Rahmen ja, aber auch nur so viel, wie unsere Zeit es erlaubt, denn wir beide arbeiten schon jetzt aufgrund der finanziell bei uns extrem engen Lage oft mehr als wir es in unserem Alter überhaupt noch können und sind zuweilen alle beide vollkommen erschöpft. So sieht es auch in unserem "total schlampigen" Haushalt aus, weil keiner mehr die Kraft findet, hier alles auf Hochglanz zu bringen, sondern die Zeit immer nur für das Allernötigste reicht.

Wir selbst sind von unseren Kindern mehr oder weniger abgeschoben worden. Das war auch schon mit meiner Mutter so, die ich trotz extremer Notsituationen, durch die wir haben durch müssen, bis zu ihrem Tod auch mit zuletzt der Pflegestufe 3 nicht im Stich gelassen habe.

Vom Staat aus half uns übrigens keiner, ein wenig Hilfe kam ab und zu von manchen unserer Kinder, auch heute noch, aber viel war das nie.

Das ist auch normal. Auch unsere Kinder haben in einem Land wie Hartz-IV-Deutschland sicherlich genug damit zu tun, ihre Primärfamilien am Leben zu halten. Der Druck ist zu groß, als dass die meisten Menschen noch viel mehr zu schaffen in der Lage wären, den man heute auf dem aktuellen Arbeitsmarkt hat. Da bleibt weder viel Zeit noch viel Geld für mehr, oder ist es nicht so?

Jeder Mensch ist so programmiert, dass der angeborene Altruismus je nach Lage seine Grenzen haben muss. Zuerst kommen normalerweise die Menschen dran, die jedem am nächsten stehen. Das sind die eigenen Kinder, der Partner, danach die sonstigen Verwandten, dann Freunde, Nachbarn und nur wenn noch mehr Möglichkeiten bestehen auch andere Menschen.

Das ist bei Tieren genauso. Die Tiere, die Menschen am nächsten stehen, haben nun einmal beim Altruismus Vorrang.

Es geht nicht anders.

Eine Gemeinde, ein Bundesland, auch ein Staat oder eine Staatengemeinschaft können nicht anders handeln. Auch Altruismus hat seine Grenzen, muss er haben.

Im Islam gibt es einen Spruch, den ich einmal erwähnen möchte, weil ihn mir ein Palästinenser näher brachte, den ich während der Zeit meines späten Abiturs in einer Lübecker Moschée kennenlernte.

"Bis zu Deinem siebten Nachbarn sollst Du helfen."

Gläubige Muslime halten sich, wenn sie können, daran, hat mir dieser Mann gesagt.

Wir waren in diese Moschée, um mehr über den Dschihad, über die Flucht der Palästinenser hierher, über die Probleme der Palästinenser mit dem Staat Israel und über die Meinung der Palästinenser über die Vorgehensweise von Saddam Hussein und den Krieg der Amerikaner gegen den Irak sowie die Rolle Ägyptens aus Sicht der Palästinenser zu erfahren.

Das war übrigens sehr interessant. Meine damalige GmK-Lehrerin war übrigens eine Jüdin, die als einzige ihrer Familie den deutschen Holocaust überlebt hat. Dennoch sah sie die Rolle Israels und die der USA damals sowohl in der Frage der Palästinenser-Probleme als auch in der Frage der Rolle des Iraks sehr kritisch. Sie war als Jüdin nämlich dennoch eine Gegnerin der Verhaltensweisen Israels in der Golf-Region und verurteilte auch die USA dafür, dort in erster Linie kapitalistische Interessen zu schützen, nicht aber das immer mehr verarmende Volk.

Was uns gerade passiert, könnte durchaus eine Folge so einer Politik sein, denke ich.

Mehr sage ich nicht, den Rest muss sich jeder selbst denken oder denken können, da es inzwischen ja von Angela Merkel sogar verboten werden soll, eine eigene Meinung zu haben.

LG
Renate


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