Montag, 22. Dezember 2014

Wegen dem plötzlichen Herztod von Udo Jürgens

Vielleicht tröstet es ein wenig, wenn ich erzähle, wie sich das anfühlt


Ich war gestern auch geschockt als ich hörte, Udo Jürgens ist tot, einfach beim Spaziergang vom plötzlichen Herztod überrascht worden und war nicht mehr zu retten.

Als ich deshalb etwas googeln war, las ich auch viel über diese Form zu sterben und dann natürlich, wie man am besten leben sollte, um solchen Dingen vorzubeugen.

Ich las aber auch, dass Udo Jürgens ein Vorbild an Fitness war und es ihn doch gerade mit dieser Todesart erwischt hat.

Ich möchte die Menschen, die das hier finden und vielleicht mit Udo Jürgens verwandt, befreundet oder einfach nur seine Fans sind, ein wenig trösten, indem ich jetzt schildere, wie sich der plötzliche Herztod eigentlich anfühlt.

Ich war 29 Jahre alt und hatte unverschämtes Glück noch zu leben, als ich auch kurz einen plötzlichen Herztod erlebte, der damals mir keinen Schaden verursachte, aber bei meinem jüngsten Sohn eine sogenannte multiple Zerebralparese.

Ich wusste damals nicht, dass ich einen Herzklappenfehler und eine Rechtsherzinsuffizienz habe. Ich hatte drei Tage sinnlos im Krankenhaus verbracht, weil ich ein kleines Loch in der Fruchtblase hatte und deshalb fragen war. Ein Arzt, der offensichtlich keine Ahnung von nichts hatte, hatte mir erzählt, ich dürfte nicht aufstehen, da mein Sohn sich an der Nabelschnur erdrosseln könnte. Mein Kreislauf ging dabei in die Knie und mir wurde sogar im Liegen schwindelig, aber der junge Frauenarzt meinte, ich würde mich anstellen. Ich bat meine Mutter um Hilfe, die daraufhin meine Hebamme in die Klinik holte. Die stellte damm fest, dass ich keinen Blasensprung, sondern eben nur dieses kleine Loch in der Fruchtblase hatte und half mir aufstehen, laufen, kreislaufmäßig wieder in Gange zu kommen. Dann setzten auch die Wehen ein, aber ich war total erschöpft. Obwohl es nur insgesamt 4 Stunden dauerte, bis Marius dann geboren wurde, hatte ich gegen Ende der Entbindung plötzlich einen Herzstillstand.

Das fühlte sich so an:

Ich hörte genau, wie die Hebamme sagte, die Herztöne wären weg, mein Ex-Mann und der Arzt sollten sofort beide helfen, mich mit kalten Waschlappen abzureiben, um den Kreislauf wieder in Gange zu bringen.

Ich dachte, ich will jetzt nicht sterben, ich will mein Baby doch sehen.

Ich fühlte nur folgendes:

Von den Händen und Füßen ausgehend zog sich etwas über meinen Körper, das sich wie ein Pelz anfühlte, also ein pelziges Gefühl. Es ging von den Händen und Füßen ausgehend über die Arme und Beine, dann den Körper und zog sich zuletzt auch über das Gesicht. Es tat in keiner Weise weh oder quälte mich.

Irgendwann fühlte ich gar nichts mehr und dann war ich plötzlich wieder da. Mein Herz hatte offensichtlich wieder angefangen zu schlagen.

Wir brachten die Geburt zu Ende.

Nach einigen Tagen stellten wir fest, dass mein Sohn davon einen Schaden erlitten hatte. Das liegt sicher daran, dass er damals länger ohne Sauerstoff war als ich.

Es hat Jahre gedauert, meinen Sohn mit viel Spezialgymnastik und anderen Übungen soweit zu bringen, dass man heute so gut wie nichts mehr davon merkt, dass er spastisch gelähmt auf die Welt kam. Er kann laufen, schwimmen, radeln und hat sogar lange studiert. Er hat auch einen guten Job und ist ein überlebensfähiger Mensch geworden.

Ich selbst erfuhr einige Jahre später bei einem Airobic-Kurs über meine viel zu hohen Pulswerte von weit über 200 in Phasen dieses Sports, wo ein Puls von 130 gut wäre und einen anschließenden Arztbesuch mit Belastungs-EKG, dass ich zu Herzrhythmusstörungen neige, mich nie überanstrengen oder zu sehr aufregen sollte, denn dabei wäre es leicht zu, dass ich sterbe.

Ich soll nicht lange sitzen, mich viel, aber moderat bewegen und nicht schwer arbeiten.

Mein Kleiner und ich hatten damals sehr großes Glück, dass mein Herzstillstand im Kreissaal einer Klinik stattfand und man uns sofort helfen konnte. Sonst wären wir beide vermutlich schon lange tot.

Ich habe meine Oma und Mama in den Tod begleitet und will trotzdem sagen, so zu sterben ist sicherlich eine der schönsten Todesarten, wenn es denn einen schönen Tod überhaupt gibt. Der Tod kann viel qualvoller sein als der plötzliche Herztod.

LG
Renate

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