Sonntag, 3. August 2014

Vom Loslassen - Teil 4

Kinder kann man nicht loslassen - meine Tochter Esther und Familie

Als ich dieses Foto von meiner Tochter Esther, meinem Enkel Raphael von ihr und Robert, Raphaels richtigem Vater, gemacht habe, war die Beziehung zu Esther so eng, dass sie täglich bei uns zu Hause war und für sie eine Selbstverständlichkeit, dass ich bald, wenn sie mit Robert wieder ausgehen würde, dann immer auf Raphael aufpassen würde. Unsere damaligen drei Pferde Nixe, Reno und Chiwa standen in einem Stall mit Weideland unmittelbar an unserer damaligen Wohnung und ich holte Esther täglich ab, um mit ihren geliebten Pferden zusammen zu sein.

Esther wusste ganz anders als ihre Schwester Vanessa immer, wie sie ihre Vorzüge auch optisch betonen musste. Sie zeigte sich feminin und hatte keine Probleme mit ihrer Weiblichkeit so wie ihre große Schwester. Sie ging gern tanzen, schminkte sich und liebte Tiere auf eine etwas weniger beherrschende Art wie ihre Schwester. Esther war mir insgesamt von allen meinen Kindern immer am ähnlichsten, ist es vermutlich auch noch heute.

Wegen Robert machte ich mir Sorgen, und zwar weil mir klar war, dass er Alkohol- und Drogenprobleme hatte. Ich mochte den Vater meines Enkels, aber ich hatte auch Angst, er könnte meine Tochter da in Dinge rein ziehen, die ihr nicht gut tun würden. Ich bin ihre Mutter, ich denke, dass ich das Recht habe, mir konkrete Gedanken über so etwas zu machen, wenn ich es miterlebe. Dennoch habe ich mich mit Robert gut verstanden, ganz anders als ich es heute mit seinem Nachfolger tue, von dem ich nicht annehme, dass er Suchtprobleme hat.
Ich hatte nie vor, eines meiner Kinder vorzuziehen, weil ich das vom Prinzip her nicht richtig finde. Ich habe miterlebt, wie meine Mutter auf eine ganz extreme Art Vanessa als ihr Lieblingsenkelkind aussuchte und vorzog und musste deshalb, als Manuel klein war, ständig versuchen, ihm diesen Mangel zu ersetzen, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, denn meine Mutter passte ja auf unsere Kinder auf, als ich noch berufstätig war und auch sein musste. .. Ich habe auch miterlebt, wie sehr mein Ex-Mann unseren Sohn Manuel vorzog, anfänglich vermutlich einfach deshalb, weil er ein Junge war und generell aufgrund seiner Mentalität gegenüber den Mädchen, aber später auch deshalb, weil er vom Typ her anders als sein kleiner Bruder Marius maskuliner ist und typisch maskuline Hoppys hat und mein Ex nie etwas mit der eher künstlerischen Ader unseres Jüngsten hat anfängen können und mit dessen intellektueller Art zu denken, auch überhaupt nichts hat anfangen können. .. ich fand das von beiden nicht gut, von meiner Mutter nicht und auch nicht von meinem Ex-Mann, was sie da taten. ... Dennoch glaube ich, dass ich ca. vom Teenageralter meiner Esther an irgendwann begonnen habe, selbst auch eins meiner Kinder vorzuziehen, nämlich Esther. Einfach weil ich mit ihrer kokett-femininen Art und ihrer sanften Mentalität Tieren gegenüber, die ihre Schwester aufgrund ihres viel zu geringen Selbstbewusstseins nicht an den Tag legte, sondern in meinen Augen oft zu streng mit den Tieren umging, die sie dennoch nicht akzeptiert haben oder gerade deshalb nicht, aber auch dem höheren Intellekt meiner Jüngster, womit sie mir auch ähnlicher war, besser zurechtgekommen bin.

Anders als ihre Geschwister hat mich Esther besonders viel gebraucht. Ihre Beziehung zum Vater meines Enkels Raphael war schon vorbei, als Raphael gerade 2 Monate alt war. Esther brauchte mich, damit sie ihre Ausbildung zur Erzieherin und Reitlehrerin für Therapeutisches Reiten und Westernreiten zu Ende machen und auch ein wenig jobben und sich als Kellnerin Geld verdienen konnte.
Ihr heutiger Mann kümmerte sich überhaupt nicht um Raphael, bis er fast 3 Jahre alt war, was ich ihm dann vorwarf und ihm eindringlich erklärte, wie sehr meine Tochter ihren Sohn lieben würde, als wir beide uns endlich kennenlernten, weil Esther einen schweren Reitunfall hatte und ohnmächtig im Krankenhaus lag, wo ich ihren Freund dann hin bestellte und ihm in endlos langen Gesprächen klar machte, dass meine Kleine ihn lieben würde, aber auch, dass er ihr Kind akzeptieren müsse. ... Und damit schaufelte ich mir mein eigenes Grab, denn ich hatte ja keine Ahnung, dass es da eine total eifersüchtige Oma geben würde, die mangels eines eigenen Enkels den meinen würde ganz für sich alleine haben wollen. ... 2003 kam es deshalb zum ersten Bruch für ein halbes Jahr ... 2007 erneut nach einer Reitershow, bei der ich mit ausgerechnet dieser Oma gemeinsam den Getränkestand für die Zuschauer bediente und die dann miterlebte, dass mein kleiner Enkel mehrfach zu mir gelaufen kam und mir erzählte, wie stolz er war, beim Voltigieren in einer Indianernummer dabei zu sein. ..... Meine Tochter ist grundsätzlich über hinter dem Rücken laufende Intrigen auf mich rauf gehetzt worden und hat sich auf mich rauf hetzen lassen. .. Ich erinnere mich daran, wie ihre allererste große Liebe Björn mir einmal erzählt hat, das schlimmste, was man einem Menschen antun könne, sei die Intrige. Recht hat er gehabt, das ist auch so, denn Menschen, die anderen durch Intrigen schaden, tun das hinter dem Rücken, und man weiß nicht einmal genau, wer sie sind und kann dabei sogar die falschen beschuldigen. Das ist das besonders Gemeine an einer Intrige.

Mein Enkel Raphael war für mich anders als meine anderen Enkel in seinem Baby- und Kleinkindalter wie ein 5. Kind, stand mir genauso nah wie meine eigenen Kinder.

Als wir Sunny gesucht und gefunden haben, den Ihr hier links im Bild seht, den Raphael zu seinem 4. Geburtstag bekommen hat, wollte er wie seine Mama einen Fuchs haben, der Hopi heißen sollte, weil der Haflinger meiner Tochter auch Hopi heißt. Es war nicht einfach, ihm später klar zu machen, dass sein Fuchs einen anderen Namen brauchen würde. Den kleinen Pony-Fuchs aber haben wir natürlich dann für ihn gesucht und auch gefunden.

Es zerriss mir das Herz, als Raphael von heute auf morgen von einer fast 80-Jährigen versorgt wurde und mich im Alter von fast 3 Jahren von heute auf morgen volle 6 Monate nicht mehr sehen durfte und seinen leiblichen Vater, der sich ja immer um ihn gekümmert hatte, zur gleichen Zeit dann auch lange nicht mehr. Diese Kritik, das als ausgebildete Erzieherin und der Kenntnis darüber, was eine Bezugsperson ist und wie schädlich der Wechsel von Bezugspersonen im Alter unter 5 Jahren lebenslang für einen Menschen sein kann, zugelassen zu haben, wird sich meine Tochter, so gern ich sie immer hatte, auch gefallen lassen müssen und sollte Raphael erwachsen deshalb einmal Probleme bekommen, erst recht.

Dieses zur Zeit letzte Foto, was ich 2011 im Frühling bei einem letzten Besuch mit meiner damals noch lebenden Mutter von Esther gemacht habe, zeigt sie, als es ihre Reitschule noch gab und ihre Schulpferde noch nicht zum Teil verkauft worden waren, auch Nixe und Reno noch nicht.

Als ich sie nur wenige Monate später bei der Beerdigung meiner Mutter wieder sah, sah Esther aus wie der lebende Tod ... mager, schwer krank und mitgenommen. Was immer inzwischen passiert ist, es muss sie schwer getroffen haben, aber ich konnte und durfte nicht da sein, um ihr beizustehen, was ich sicherlich gern getan hätte, denn Esther ist ja mein Kind.

Als ich im Dezember 2013 Hilfe gebraucht habe, um mit Chiwa und Prima den Pensionsstall zu wechseln, gab es ein langes Telefonat zwischen uns. Wir haben auch über Raphael geredet. Es war nett. Getroffen haben wir uns nicht, denn eine Freundin von uns half. Ich hoffte, Esther würde mich dennoch einmal besuchen kommen, aber das tat sie nicht. Ich schreibe ihr seitdem oft an die mir nun bekannte so hoffe ich noch gültige E-mail-Adresse Grußkarten .. ihre neue Handynummer kenne ich nämlich nicht, um sie selbst anrufen zu können. Sie einfach zu besuchen wie damals, was mein Schwiegersohn dann raus bekommen hat, es würde ihr nur Probleme bereiten, wenn es es wieder merken würde. Ich werde ihr das nicht antun.

Tja ....Raphael heißt so, weil das ein Jungenname ist, den ich gern einem meiner Söhne gegeben hätte, aber mein Ex-Mann mochte diesen Namen nicht.

Ich hatte einen Traum, bevor ich Esther auf die Welt brachte. Der war sonderbar. Ich träumte, ich müsse eine Tochter gebären und die dann einen Sohn, denn der hätte die Aufgabe, den Teufel zu besiegen.

Ich habe das Esther früher mal erzählt, was ich für einen komischen Traum hatte und dann beschloss, dieses Kind soll auf die Welt kommen, und das war sie und dass sie wirklich ja einen Sohn bekommen hat.

Sie nannte ihn Raphael, nach dem Engel der Apokalypse, der den Teufel besiegen wird, so steht es in der Offenbarung des Johannes.

Ich selbst war übrigens als junge Frau kein Gothic-Fan wie meine Kinder Esther und Marius. Deshalb dachte ich anders als Esther auch nicht an den Engel der Apokalypse, sondern an Raphael, den Maler der Madonna Tempi, also Raffaello Santi. Ich habe nämlich als junge Frau im Fach Kunstgeschichte einmal ein Referat über diesen Maler gehalten und war begeistert von ihm.

Dennoch .. so nah standen Esther und ich uns einmal, dass sogar ihr Sohn einen Namen bekommen hat, den ich besonders schön finde. Wir waren uns immer so ähnlich. Wenn ich ihr etwas geschenkt habe, dann musste ich nicht fragen. Ich konnte es selbst aussuchen, denn wir hatten in fast allen Dingen spontan den gleichen Geschmack.

Tja .. es tut weh, Kinder zu verlieren. Natürlich habe ich weder Esther noch Raphael jemals losgelassen und werde es auch nicht tun, auch wenn ich beiden heute nicht nachlaufe.

Ich warte halt ab, was die Zukunft bringt. Wenn ich so alt werden sollte wie meine Mutter, habe ich noch 30 Jahre Zeit zu sehen, was passieren wird.

LG
Renate

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