Sonntag, 20. Juli 2014

Vom Loslassen - Teil 1

Wann Loslassen sein muss und leicht fällt


Immer wieder muss man im Leben loslassen, was man liebt. Das ist so, wenn der Tod beschließt, zwei Menschen oder einen Menschen und ein Tier für immer zu trennen. Es kann auch ein schöner Ort sein, den man loslassen muss, weil man dort nicht mehr bleiben kann. Aber manchmal muss man auch Menschen loslassen, weil eine Beziehung nicht mehr das ist, was sie einmal war. Das kann sehr leicht sein, wenn man selbst diese Person auch nicht mehr liebt, aber wenn das nicht so ist, dann klappt das mit dem Loslassen nicht. Auch ein geliebtes Tier, das einem einfach weggerissen ist, das aber nicht gestorben ist, kann man oft nicht einfach loslassen. Dieses Nichtloslassenkönnen hat etwas mit Hoffnung zu tun, und ich gehöre zu den Menschen, die sehr optimistisch sind und die Hoffnung, dass eine Situation noch besser werden kann als sie ist, selten einfach aufgebe.

Wenn mir der Tod jemand weg genommen hat, dann habe ich immer loslassen können, denn der Tod ist endgültig und es hat keinen Sinn, diesen Menschen oder dieses Tier nicht gehen zu lassen. So musste ich meine Großeltern loslassen, die ich sehr geliebt habe und bei denen ich als Kind aufgewachsen bin.

Sie starben beide, als ich 18 Jahre alt war. Wir hatten eine gute Beziehung, ich konnte sie leicht gehen lassen.

Ganz anders war das bei meinem Vater, an den ich mich nicht wirklich erinnern kann. Er lebt noch und hat sich nie um mich gekümmert und es ist mir nie gelungen, ihn persönlich kennenzulernen. Ich habe ihn nie wirklich losgelassen, denn er lebt noch. Wer weiß, vielleicht lerne ich ihn ja doch noch kennen, auch wenn ich nicht mehr daran glaube und auch nicht mehr aktiv versuche, das zu erreichen, wie ich das früher versucht habe.



Ich habe mich mein Leben lang bis ich 59 Jahre alt war um meine Mutter gekümmert. Wer glaubt, ich könnte heute nicht ohne sie leben und es wäre mir schwer gefallen, sie loszulassen, als sie hat sterben müssen, der irrt sich. Ich konnte sie in dem Gefühl gehen lassen, alles Menschenmögliche für sie getan zu haben, was eine Tochter für ihre Mutter tun kann. Ich ließ sie gehen und kann sie einfach in guter Erinnerung behalten.  Wenn ich wie oft virtuell mir ihr "rede", dann sind das nur Gedanken und Erinnerungen an einen Menschen, den ich über alles geliebt habe, aber kein Festklammern an einem Menschen, der hat gehen müssen.


Ich liebe Hunde, aber ein Hund wird nun einmal nicht so alt wie ein Mensch. Ich habe schon viele Hunde begraben müssen, so den kleinen Waldi, der links neben meiner Freundin Margrit und mir steht.

Ich habe auch unsere Hunde Monti und Cindy sehr geliebt, die unten neben meiner Tochter am Pferd laufen und nicht mehr leben.

Monti starb bei mir, am Cushing Syndrom, einer schlimmen Krankheit.

Cindy habe ich nicht sterben sehen, denn meine Tochter nahm sie mit und ließ sie mich später nicht mehr besuchen. Das nehme ich ihr bis heute übel, denn so konnte ich Cindy, die auch zu mir gehört hat, weil sie in unsere Familie kam, als Vanessa noch zu Hause wohnte, nicht bis zu ihrem Tod begleiten. Das war nicht fair und nahm mir die Möglichkeit, sie in Frieden loslassen zu können.
Rechts der Monti, als er noch gesund war.

Später lebte er eine Weile mit Omas Susi bei mir, als meine Mutter aufgrund ihrer Demenz zu uns zurück zog.

Ich konnte auch Susi, als sie an Krebs starb, ohne Probleme loslassen, denn ich habe mich viel um sie gekümmert, als meine Mutter wegen ihres Alters dazu nicht mehr in der Lage war.






Nach Montis Tod kam unsere Fledermaus zu mir, die kleine helle Hündin links von den beiden auf der linken Seite.

Ich hatte Chérie noch, als ich meinen 2. Mann Jürgen kennenlernte. Wir kauften für sie dann den Boomer dazu.

Leider hat sie nicht mehr lange etwas von ihrem neuen Freund gehabt. Wir mussten sie von ihren Leiden erlösen lassen, der Jürgen und ich, aber auch Chérie konnten wir in Frieden loslassen, denn sie hatte es gut bei uns.

Ebenfalls leichter als ich es lange vermutet habe, ist es mir gefallen, meinen Ex-Mann loszulassen, obwohl ich von 1969 bis 2007 mit ihm zusammen war und wir 36 Jahre lang verheiratet waren.

Es war ein langsamer Prozess, mich nach und nach von ihm zu lösen, obwohl mir schon lange vorher klar war, dass mein Mann mich niemals geliebt haben kann, so wir er mich zeitlebens behandelt hat. Vielleicht lag es daran, dass wir vier gemeinsame Kinder haben, denen ich den Vater nicht habe nehmen wollen .. vielleicht deshalb, weil ich selbst keinen Vater hatte.

Als ich mich von meinem Ex-Mann trennte, fiel die frühere Bindung wie Ketten von mir ab und ich fühlte mich frei und endlich wieder als ich selbst, was ich lange nicht habe sein können, denn zwang mich während unserer gesamten Ehe dazu, mich an ihn anzupassen.

Ich hätte ihn gern in Frieden losgelassen, habe das auch getan, aber er scheint mich zu hassen, was mich ein wenig belastet. Ich vermute, dass er mich nicht wirklich losgelassen hat, obwohl er vorher nie in der Lage war, sich wirklich an mich zu binden.

Mag sein, dass man nur loslassen kann, was man auch wirklich geliebt hat.

Im nächsten Teil werde ich Euch mehr über das Loslassen erzählen, denn ich habe noch nicht über Orte gesprochen, die mir etwas bedeutet haben, über Tiere, die noch leben und über Menschen, die ich sehr liebe, aber sie mich offensichtlich nicht mehr so wie früher einmal.

LG
Renate

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