Samstag, 9. November 2013

Hallo Mami - Teil 5

Zur Erinnerung an meine Mama - aus dem Hufrehe-Forum


Das wird der letzte Beitrag für heute .. bin müde.

LG Renate
......

17. Oktober 2011

Hallo Mami,

ich hab mich grad mit vielen Leuten über Dich unterhalten, auch mit zwei guten Freunden von Jappy .. die haben sich beide gerade verliebt ... hast du ihnen Glück gebracht, Mami ..so von da oben?

Die haben es beide verdient, waren lange so einsam. Ich freu mich für die zwei.

Vorhin war ich mit Jürgen bei Tedy und wir haben Dir ein kleines Herz ausgesucht, da ist ein netter Spruch über Engel drauf, das da drüben immer einer bei Dir sein wird und auf Dich aufpassen.

Dann haben wir Dir noch zwei kleine Katzen für Dein Grab gekauft, eine weiße wie die Blanka und eine schwarzweiße wie den Socke. Du kriegst noch mehr, muss mal suchen, ob ich auch welche in schwarz und vor allen Dingen viele Tiger finde, welche so und auch mit weißen Beinen. Einen Tiger hast Du ja schon, der steht hier auf dem Fensterbrett und sieht dem Luchsohr ähnlich, den werden wir Dir nächstesmal mitbringen.

Bei Margrits Papa waren wir. Ich glaube, seine Frau lebt noch, Margrits Mama muss auch schon sehr alt sein, Mami. 

 Und ich glaube, ich habe auch Timos Großeltern gesehen .. Vanessa hat gesagt, dass seine Oma genauso wie Du sich selbst hat auf einer Wolke sitzen sehen, als sie wie Du im Sterben lag.

Ach Mami.

Vorhin hab ich uns einen Pudding zum Nachtisch gemacht. Da mußte ich wieder so weinen, Mami.
Es hat mich so daran erinnert, wie ich Dir die letzten Tage immer Pudding gekocht habe und Haferflockensuppe und Du hast danach geschnappt wie son kleiner Vogel, so hungrig, Mami, so hungrig. Und ich hab immer gehofft, dass was davon drinnen bleibt und Du wieder gesund wirst .. aber nach ein paar Stunden kam dann immer alles wieder raus. Das hat mir so weh getan ... ich seh das immer so vor mir und kann es nicht vergessen.

Du wolltest so gerne noch bleiben, aber es ging nicht, Dein Körper konnte nicht mehr und deshalb hat Deine Seele dann ins Regenbogenland gehen müssen, Mami. Ich bin sicher, es ist schön da und Oma und Opa sind bei Dir, Mami. Ich will und muss das einfach glauben. 


Weißt Du .. Du hast immer zu mir gesagt, ich war alles, was Du Dir im Leben gewünscht hast, die Erfüllung aller Deiner Träume.

Das war nie einfach für mich, Mami, dass Du mich so sehr geliebt hast, weißt Du das eigentlich?

Ich war immer ein Teil von Dir, weil Du das so gewollt hast ... und dieser Teil von Dir ist jetzt ganz allein hier zurück geblieben und muss sehen, wie er allein zurecht kommt.

Ich brauch jetzt viel Kraft. Aber der Jürgen ist da und hilft mir. Er war auch heute wieder mit mir auf dem Friedhof bei Dir, Mami.

Morgen wollen wir zwei eine Flasche Wein gemeinsam trinken und uns einen romantischen Abend machen ... er gibt sich viel Mühe.
...
18. Oktober 2011

 
Na ja ... wie immer werde ich jetzt noch ein bißchen weiter aus unserem gemeinsamen Leben erzählen, Mama.

In Henstedt-Ulzburg haben wir 3 Jahre gewohnt, aber unser Leben war einfach nicht mehr genauso wie vorher.

Hier sind die Kinder alle, als wir mal noch mit alten Freunden Fasching gefeiert haben, bevor die kamen und als ich sie zurecht gemacht hatte. 
 Zuerst konnte ich keine Arbeit finden, obwohl ich vorher so gut gewesen war .. die Zeiten wurden schlechter, die Zinsen stiegen wie verrückt und als ich dann schließlich gute Arbeit fand, mußte ich so viele Überstunden dort machen, dass ich für unsere Familie gar keine Zeit mehr hatte.

Und mein Mann konnte doch so gar nicht mit Geld umgehen und Du konntest das alles nicht mehr wirklich unter Kontrolle halten, hast nicht verhindern können, dass er wieder so viel Blödsinn machte.

Und dann haben die unser Haus in Schellhorn versteigert .. ich habe es noch verhindern wollen, aber nicht geschafft.

Vanessa hat mir nie verziehen, dass ich dann die Nerven verloren habe und nen Nervenzusammenbruch hatte.

Die Kinder haben nicht verstanden, dass es nicht Deine Schuld war, dass ich dann hab zu Hause bleiben müssen, mich selbst um die Familie kümmern. 

 Mein Mann wollte Dich dann, da für seine Zwecke nutzlos geworden, immer los werden .. ich nicht, ich fand das so dermaßen ungerecht, ich hätt schreien und mit der Faust auf den Tisch schlagen mögen.

Die Kinder werden es nie verstehen, aber ich hätte diese vielen Schulden einfach nie mehr bezahlen können.

Sie werden nie verstehen oder vielleicht später mal, wenn sie selbst sowas erlebt haben, dass es Sinn machte, das normale Kindergeld zu beziehen statt wie vorher, als ich noch viel verdient habe, das reduzierte, Wohngeld zu beantragen, für Dich Sozialhilfe statt das ich Dich ernähren mußte.

Alle diese Sachen waren nicht pfändbar, mein Gehalt wäre aber pfändbar gewesen und sie wären alle unter gegangen, wenn ich anders gehandelt hätte, Mami.

Ich glaub schon, dass mein Mann begriffen hat, wie schwierig es ab da war, unsere Familie am Leben zu erhalten .. er wußte genau, dass das, was ich tat, nicht falsch, sondern richtig war.

 Aber es war so einfach, Dir an allem die Schuld in die Schuhe zu schieben, woran eigentlich zum größten Teil er selbst oder aber die Umstände wie der Weltmarkt, der sich damals zu verschechtern begann, schuld waren.

Was mußt Du gelitten haben, als er begann, Dich zu beschimpfen, zu schlagen, Dir an allem die Schuld zu geben, was passiert war, zu sagen, Du würdest unsere Ehe belasten, sogar zu sagen, Du wärst schuld daran, wenn er ständig fremd ging, was er ja später gesagt hat .. oder solche bösen Dinge wie dass er gut verstehen könnte, dass mein Vater Dich verlassen hätte, auch das wäre Deine Schuld gewesen.

Und ich hab meinen Mann geliebt und war so zerrissen, denn ich wußte genau, dass er Dir unrecht tat, Mami.

Die Kinder haben sich so auch sicher nicht mehr wohl gefühlt.

Aber das war nicht Deine Schuld und meine war es auch nicht.

Ich glaube, heute hassen sie mich alle für diese kommenden Jahre, wo keins von ihnen mehr glücklich gewesen ist. 

 Sollen sie mich hassen, ihr Leben wäre nicht besser verlaufen, wenn ich Dich damals im Stich gelassen hätte und meinem Mann erlaubt, Dich einfach .. ausgenutzt und nun unbrauchbar geworden, abgeschoben hätte.

Vielleicht kommt ja mal der Tag, wo die Hohlköppe das begreifen werden und wenn nicht .. mach Dir keine Gedanken, Mami .. Du hast alles richtig gemacht .. und Dein Katzentick, der damals begann .. nun ja, das war eben der Beginn Deiner Krankheit und wenn man krank wird, dafür kann keiner was und Du konntest auch nichts für Deine Krankheit.

Wenn ich das nächstemal hier weiter schreiben werde, dann erzähle ich was darüber, wie wir dann wieder zurück nach Preetz gezogen sind und was dann da alles passiert ist.

Bis bald, Mami. 
...
24. Oktober 2011

 
Hallo Mami,

wie geht es Dir? Ich hoffe gut.

Mir nicht, Mami .. es geht mir nicht gut heute.

Ich hab die ganze Zeit, seit Du voraus gegangen bist zu Oma und Opa, versucht zu kämpfen. Ich hab versucht, Mut zu haben. Ich hab gedacht, ich muss doch versuchen, irgendwas zu tun, damit Chiwa und Prima weiter leben können und auch wenn ich nicht weiß, wie ich das machen soll, ich irgendwas auch für Nixe und Reno tun kann.

Ich habe versucht, Arbeit zu finden .. hab so gekämpft ... bisher war alles sinnlos. 

 Der Jürgen .. nein er hat nicht genauso hektisch versucht wie ich, dass wir hier überleben können.

Er alleine schafft das und meine Pferde sind ihm sicherlich egal.

Er meint, mir könnten sie ja auch egal sein .. er meinte damit natürlich nur Nixe und Reno, wo er nicht verstehen kann, was diese Tiere mir bedeuten, wie sehr ich diese Pferde liebe und alle die Jahre über vermißt hab.

Er war betrunken gestern Abend und ich hab den ganzen Abend die Debatten vom Parteitag gehört . in Erfurt. Es ist nicht das, was ich mir gewünscht hätte, was die Linke da gemacht hat, aber schlecht ist es nicht .. natürlich kann es nicht das sein, was ich mir unter einer gerechten Welt vorstellen würde und selbst wenn es das wäre .. es würde zu lange dauern, um uns zu retten, viel zu lange. 

 Ich hab stundenlang gewartet, dass er vielleicht mal aufhört zu spielen, aber er hörte nicht auf .. es war schon halb drei, als ich ihm sagte, ich kann es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie er sich jeden Tag betrinkt, ich hätte mir gewünscht, dass er mir beistehen würde jetzt nach Deinem Tod, dass er wie ich mit beiden Beinen im Leben stehen und mit mir ums Überleben kämpfen würde statt den Kopf in eine Flasche oder ein sinnloses Spiel zu stecken.

Selbst dass meine kleine Freundin hier zu Besuch da war, hat ihn gestört gehabt. Okay, sie ist oft da und dann immer stundenlang, aber der einzige Mensch, der vielleicht noch mal sagt, sie hat mich gern außer dem Jürgen.

Dann sagte er, ich wär doch selbst schuld, dass meine Kinder mich alle nicht mögen, Mami.

Aber das ist nicht wahr, ich habe meine Kinder immer geliebt und ich habe so oft versucht, mich wieder mit allen zu vertragen, ich hab mich oft sogar für Dinge entschuldigt, die ich gar nicht gemacht habe. Ich bin ihnen nachgelaufen wie ein Hund und hab gebettelt .. Du doch auch. Sie hatten aber kein Mitleid, nicht mit mir und mit Dir auch nicht.

Was hätte ich denn tun sollen? 

 Ich kann das nicht überleben, was auf uns zu kommt, Mami.

Jürgen wollte mir eben nen Kuss geben, da war ich dabei zu weinen. Ich habe ihm gesagt, dass sterben für mich besser wäre.

Da hat er gemeint, was ich jetzt von ihm erwarten würde, vielleicht dass er sagen soll, ich soll es nicht tun, mich umbringen, das würde er nicht sagen.

Der Jürgen tut mir nicht gut, er hat mir nie gut getan.

Ich komme damit nicht klar, wenn ein Mann nur dann zärtlich ist, wenn er Sex von mir will und sonst einfach gar nicht da ist. Nie ist er da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hätte, hat Dich runter gezogen, hat mich runter gezogen. 
 Ich hätte nicht versuchen können was zu arbeiten, er wäre nicht damit klar gekommen, wenn er mit Dir hier ganz alleine gewesen wäre, so schwierig und krank wie Du zuletzt warst und geholfen hat ja keiner. Niemand hat uns helfen wollen, Mami. Und Jürgen war mit Dir hoffnungslos überfordert.

Aber er selbst hat auch nichts gemacht. Nie hat er versucht, auch nur einen Nebenjob zu probieren, damit wir nicht ganz so hart aufschlagen hier und es war klar, dass Du gehen wirst rüber zu Oma und Opa und dann keiner mehr von uns weiß, wie wir überleben können, Mami.

Dass meine Kinder mir nicht helfen werden, nachdem sie uns mit den Pferden weg gejagt haben wie die räudigen Hunde und alle dafür gesorgt, dass ich nicht einen Pfennig im Rücken haben werde für einen Notfall. jeder hat mitgeholfen, alles vor mir zu verstecken, was auch nur einen Wert gehabt hätte, damit wir immer ärmer werden .. damit wir einfach unter gehen. 


 Irgendwann sagte unser Großer mal .. ach der Jürgen, der hätte das schon gemacht, hätten sie alle gemeint.

Ja .. ich hab mich gefreut, als er hier war und uns erzählt hat, dass er sich jetzt selbstständig gemacht hat und über das Foto von dem Kleinen, wie er da so drauf gelacht hat .. ich hätte meinen jüngsten Enkel so gerne mal selbst gesehen .. nur mal anschauen hätte mir schon was gegeben, aber als wir neulich hin gefahren sind mit dem Formular war ja auch keiner da und meine Idee, dass sie uns vielleicht rein lassen, auch wieder nur eine blöde Idee,die viel Benzin gekostet hat.

Genauso wie die, einfach unsere Kleine zu besuchen .. dabei hatte ich das Gefühl .. doch, sie hat sich gefreut, uns mal zu sehen, auch wenn sie Angst hatte, dass ihr Mann das merkt.

Warum muss das Leben so sein? 
 Als unsere Große und ich Deine Hand gehalten haben, als Du im Sterben lagst .. sie war mir nicht fremd, aber den Mut, nach der Beerdigung mit zu mir nach Hause zu kommen, den hatte sie nicht.

Immer wenn ich mit ihr telefoniert habe, waren wir so vertraut ... bis sie ihren Mann kennen lernte, habe ich mich ja auch immer gut mit ihr verstanden .. wirklich immer, es gab nie ein wirkliches Problem zwischen ihr und mir.

Meine Kleine war schwierig und ne Zicke, aber gehaßt hat sie mich früher nicht .. warum heute? 
 Ich war nett, als mein Großer her kam .. warum hat er mich so fertig gemacht am Telefon, als ich ihn Deinetwegen um Hilfe bat .. warum hat er nicht einmal reagiert, als ich dann, als Du im Krankenhaus warst und schließlich gestorben, doch gar nicht unfreundlich geschrieben habe .. denn um zu telefonieren fehlte mir da schon einfach der Mut.

Es ist so bitter, wenn man sich nichtmal mehr in größter Not traut, seine eigenen Kinder um Hilfe zu bitten.

Ich war eben nach ihnen googeln .. hab sehr viel von unserem Kleinen gefunden und ein neues Foto hat er bei facebook .. er sieht gut darauf aus, wieder mit Rasta-Locken und glücklich wirkt er ... er ist in der Asta für sein Fach dabei, hab ich gesehen. Er wird schon seinen Weg gehen.

Ich hätte so gerne mit erlebt, wie sie alle ihren Weg gehen, hab mir immer für alle gewünscht, dass sie das auch erreichen, was sie sich wünschen und wovon sie geträumt haben.

Es ist unserer Kleinen sicher unendlich schwer gefallen, mehr als die Hälfte ihrer Herde zu verkaufen .. ich habe es geahnt, dass das irgendwann passieren wird, wenn sie damit aufhört, dass wir sie gemeinsam privat auf einer Pachtweide halten.

Warum nur haben sie damals nicht alle geholfen, dass wir Depenau hätten halten können, Mama? Es wär alles so leicht gewesen auf unserem Resthof. 

 Die ganze Familie war damals zusammen .. und auch wenn mein Mann nie treu war und so ein Chaot, wie er nunmal sein Leben lang gewesen ist .. ich war da glücklich .. ich seh das heute noch, wie wir ums Lagerfeuer getanzt sind in den schönen Sommernächten bei den wunderschönen Parties da und die Pferde standen hinten im Garten und schauten über den Zaun und schnauften so friedlich, wenn sie ihr Heu gefressen haben.

Nichts ist mehr davon da und Jürgen sagt, ich selbst bin schuld daran.

Wenn das so ist, dann ist es wohl besser, ich verlasse diese Welt .. ich sollte dann wohl besser auch sterben.

Der Jürgen wird eine andere Frau finden .. ich hoffe, die Pferde irgend jemand, der sich dann um sie kümmert .. und meine Kinder.

Na ja ... die erfahren das dann wohl auch irgendwie ... vermissen werden die mich nicht, die haben mich ja sowieso nicht geliebt und brauchen sich dann keine Gedanken mehr darum machen, dass ich ihnen heulend nachrenne, weil ich sie liebe. 

 Wer tot ist, der liebt auch nicht mehr .. oder zumindest denke ich, der Schmerz wird dann wohl nachlassen, wenn man nicht zurück geliebt wird, nicht Mami? 
 Wie gefallen Dir die Katzen, die ich Dir mitgebracht habe? 


 24. Oktober 2011

Bevor ich irgendwann gehe, werde ich noch Deine Geschichte hier aufschreiben ... dann schleich ich mich sicher irgendwann ganz leise weg .. am besten nehm ich ganz viele Schlaftabletten und schlaf einfach ein und wach danach nie wieder auf .. dann schwebe ich rüber zu Dir, Mami.

Hier liebt mich sowieso keiner wirklich und Du und Oma und Opa, Ihr werdet froh sein, dass ich da bin, glaube ich.
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24. Oktober 2011

 
Hallo Mami ... ich lebe noch.

Vielleicht tut es dem Jürgen leid, was er gesagt hat, er versucht nett zu sein, typisch Jürgen, immer den Clown spielen .. es ist für mich nicht einfach, diesen Mann zu verstehen, der nicht gelernt hat, irgendein Gefühl zu zeigen oder wirklich zuzulassen.

Ich weiß, dass er mich braucht, auf seine Art .. ist wohl seine Art mir zu zeigen, dass er mich liebt. Es hat ihm wohl nie einer beigebracht, Liebe ganz normal zu zeigen.

Der Tag war heute sehr hektisch .. ich kann morgen in einem Call-Center versuchen mich zu behaupten, Mami. Drück mir bloß die Daumen, dass ich das schaffe, dass die mich einstellen. Auf jeden Fall darf ich kommen und da zur Probe telefonieren und ich hab schon begonnen zu beten, dass die da hoffentlich nicht dreimal so viele Leute bestellt haben als sie nachher auch einstellen wollen oder selbst wenn, dass ich eine davon sein werde, die sie dann auch wirklich nehmen.

Es wird nicht gut bezahlt werden .. aber egal, es könnte reichen, damit wir und auch die Hoppas nicht unter gehen.

Hilfst Du mir auch Daumen drücken, Mami .. schaust von da oben runter und wünschst mir Glück? Das wäre sehr lieb von Dir, Mami.

...
24. Oktober 2011

 
Nun werde ich mal weiter erzählen, wie unser Leben sich fortgesetzt hat, nachdem unser Haus in Schellhorn dann versteigert war und wir auch aus Henstedt-Ulzburg wieder zurück nach Preetz gekommen waren.

Mein Mann war noch im Außendienst und noch lief das eigentlich, was er machte damals ganz gut.

Wir konnten ein wirklich schönes großes Hanghaus mieten und freundeten uns über die Kinder mit einer Nachbarfamilie besonders gut an.

Wenn ich an die Leute denke, fällt mir immer Philipp ein, der sich so jung einfach umgebracht hat, weil er nicht mehr dran geglaubt hat, dass er im Leben nochmal glücklich werden kann.

Ich war neulich, nachdem wir bei Dir waren, mit dem Jürgen auch mal so rum schauen .. wir waren bei Schwiegereltern und haben auch die Großeltern von Timo gefunden, Margrits Papa noch alleine, so dass ich vermute, ihre Mama lebt noch . 


... ja Margrit und ich als Kinder mit dem Waldi ... ich hab mich mal wegen Hansi so mit ihr überworfen, das wird wohl auch nie mehr gut zu machen sein, aber so ist das nunmal .. es gab damals einen Grund dafür, auch wenn sie mit ihrer Kritik eigentlich in gewisser Weise schon recht hatte.

. und dann waren wir natürlich auch bei Philipp .. das ist mir damals so nah gegangen mit dem Jungen .. so ein junges Leben....

Ich weiß noch, wie der Philipp mich später fragte, ob er mich nun weiter siezen soll, als wir beide Mitschüler wurden.

Tja .. ich suchte damals auch immer Arbeit, aber eben was vormittags, das sich mit den Kindern vertrug .. Teilzeit war aber für mich einfach nicht zu kriegen, egal was ich auch versucht habe.

Und dann wollte Vanessa eben beruflich was mit Tieren machen und wir überlegten und da Tierarzthelferin und Pferdewirtin oder Tierpfleger alles Berufe waren, wo man kaum Chancen hatte, auch nur nach der Lehre übernommen zu werden und wenn, wo auch nicht viel gezahlt wird, hatten wir die Idee, sie könnte doch Tierärztin werden. 

 Also meldete ich sie auf dem Fachgymnasium Preetz an und hatte dann über ein Gespräch mit der Schulsekretärin dort die verrückte Idee, ich gehe da auch hin, vor ihr halt, und dann kann ich ihr sicher bei den Hausaufgaben helfen und so könnte sie es schaffen mit dem hohen Numerus Clausus.

Das hat zwar so dann nicht geklappt und Vanessa wurde dann doch Tierarzthelferin und wider Erwarten war das eine gute Idee, denn sie macht den Job noch heute, und es ist sicher gut mit dem Teilzeitjob, damit sie sich ausreichend um Janin und Marc kümmern kann. Es hat oft alles, wenn man es im Nachhinein betrachtet seinen Sinn.

Ich besuch Vanessa oft eben immer dann, wenn ich was für unsere Kleintiere brauche, wie hier, als ich dieses Foto mal von ihr hab machen dürfen. 

Als ich mit der Schule anfing, hatte mein Mann mit dem Außendienst aufgehört .. er hatte den Fehler gemacht, den Arbeitgeber zu wechseln, war als freier Handelsvertreter woanders angefangen und das hat nicht geklappt, sowas ist auch nicht einfach.

Er durfte dann eine Umschulung zum Tischler machen und ich machte den Fehler, ihn zu bitten, sich dann seine Haare wieder lang wachsen zu lassen und ihm das so zu erklären, dass einer meiner Mitschüler auch so schöne lange Locken hätte und mich so sehr an meinen Mann erinnern würde, als der noch jung war .. schon allein wegen der langen Locken.

Na ja .. die Eifersucht begann ihn aufzufressen, dabei hatte ich diesen Jungen doch einfach nur sehr gern, aber doch kein Verhältnis mit einem Mann, der hätte mein Sohn sein können.

Mein Mann hat das nie begriffen. Er hat auch nie begriffen, dass ich viele von ihnen nur deshalb gern hatte, weil ich mit denen über Themen reden konnte, die mein Mann einfach nie verstehen wird, weil er ein ganz anderer Typ Mensch ist wie ich das bin. 

 ch hab mich sehr verändert durch die Schulbildung .. ich hab das irgendwie gebraucht, mich da entwickeln zu können, was ich vorher so gar nicht gewußt habe, Mami.

Du auch nicht, Du hast es gut gemeint, als Du die Idee hattest, ich soll in einem Büro was lernen, das weiß ich ... Du hast nicht wissen können, dass ich sicher als Wissenschaftlierin viel glücklicher mit der Arbeit gewesen wäre, weil mir sowas einfach eher liegen würde.

Und egal was los war .. Du warst da, Mami, auch damals, Du hast mir den Haushalt zum Teil abgenommen, Dich um die Kinder gekümmert, wenn ich später aus der Schule kam. Wir beide waren immer ein gutes Team.

1990 zogen wir dann alle nach Depenau, zuerst noch ohne dort Pferde anzuschaffen, eben einfach auf ein kleines idyllisches Dorf, weil wir dort ein wirklich sehr günstiges Haus haben mieten können, so ein altes Arbeiterhaus mit Holzheizung und ohne Busverbindung.

Davon erzähle ich dann nächstesmal. 

 Mama, eins will ich Dir sagen .. mein ganzes Leben wäre ohne Dich anders verlaufen und Du hast mir viele Dinge ermöglicht zu tun, die mich im Leben glücklich gemacht haben und die auch meine Kinder im Leben oft glücklich gemacht haben und ich hoffe, sie werden das mal alle hier finden und lesen und begreifen, was für ein gutes Team wir waren, um Kinder großzuziehen, Du und ich, Mami.

So ... ich gehe jetzt bald schlafen, muss morgen früh raus und sollte da gut geschlafen haben und fit sein.

Nein Mami .. ich hab dem Jürgen heute früh in der Küche versprochen, dass ich nicht schon wieder an Selbstmord denken will und gestern Abend, als wir beide im Bett lagen, hat er gesagt, er weiß, was ich fühle .. er weiß, wie schlimm das ist, wenn die eigenen Kinder nicht mehr kommen und dann noch die Leute sagen, man wäre selbst und überhaupt an allem schuld und dass man da oft daran denkt, sterben wär einfach die Lösung, weil dann der Schmerz nachließe ...
Nein ... es geht mir heute wieder besser, die Depressionen von gestern sind grad besser und ich hoffe, dass es auch so bleibt, selbst wenn ich das mit dem Job morgen versägen sollte. 

 Nein .. ich versäg das nicht .. versprochen Mami, mach Dir keine Sorgen, ich bin gut und ich bin stark und ich hab immer kämpfen können wie die Henne, die auch einen Adler angreift, wenn es sein muss.

Bis morgen Mami.

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