Donnerstag, 6. Juni 2013

Bilanz

Mein Leben in einem kapitalistischen Land

Kapitel 1: Die Hoffnungen nach einem schrecklichen Krieg


Das bin ich als kleines Kind. Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Renate Hafemann. So war mein Name, als ich auf die Welt kam, so war er nicht immer, aber so heiße ich heute wieder. Warum das so ist, werdet Ihr im Laufe meiner Biografie noch erfahren.

Ich erblickte am 5.7.1953 als uneheliches Kind das Licht der Welt. Meine Mama hat erzählt, die Geburt war nicht ganz leicht, aber ich selbst kann mich leider nicht daran erinnern. Für meine Großmutter mütterlicherseits war ich ein Geburtstagsgeschenk, denn Oma hatte am gleichen Tag Geburtstag wie ich.

Es war nicht der Wunsch meiner beiden Eltern, dass ich auf die Welt komme, denn mein Papa hatte den Wunsch, Mama sollte mich abtreiben lassen. Tja Daddy, ich habe oft versucht, Dich später kennenzulernen und auch nach meinen Halbgeschwistern gesucht. Du hättest Phasen in meinen Leben mitbekommen können, in denen ich Dir keine schallende Ohrfeige verpasst hätte, wenn Du Kontakt gewollt hättest. Inzwischen habe ich so viel Scheiß erlebt und bin so aggressiv geworden, dass ich denke, heute sähe das anders aus, solltest Du kurz vor Deinem Tod noch den Wunsch verspüren, Dich bei Deiner Tochter für Dein kaltherziges Verhalten meiner Mutter gegenüber entschuldigen zu wollen. Es gibt auch zwei Halbgeschwister, geboren mit dem Nachnamen meines Vaters Dryczynski. Die heißen Dorit und Jörg. Dorit ist aber inzwischen verheiratet und hat einen anderen Nachnamen, den ich vergessen habe. Ich habe sie bei Stayfriends entdeckt, ihr geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen. Jemand hat mir gesagt, mein Halbbruder Jörg wäre netter. Falls er mich hier finden sollte, kann er sich gern melden, sollte das so sein. Ich bin kein Unmensch, auch wenn ich oft unmenschlich behandelt wurde.

Fazit über die Beziehung zu meinen Eltern ist deshalb: Mama rettete mir das Leben, als sie aus der Abtreibungspraxis panisch flüchtete, in die mein leiblicher Vater sie geschleppt hatte, um mich noch vor meiner Geburt umbringen zu lassen.
Dieses und die nächsten Fotos zeigen Mama und mich in meiner Kindheit. Ich gehöre nämlich noch nicht zu den Menschen, die nicht dankbar dafür wären, dass meine Mama mir das Leben gab und auch dafür gekämpft hat, dass ich überleben kann, eben mit den Mitteln, die ihr dazu zur Verfügung standen. Das ist nicht selbstverständlich, finde ich. Ich bin froh, dass meine Mutter mich am Leben ließ und auch wenn Mama alles andere als ein perfekter Mensch gewesen ist, was Ihr sicher im Laufe meiner Geschichte noch merken werdet, ich habe meine Mutter sehr geliebt. Das tat ich bis zu ihrem Tod, auch wenn die letzten Jahre, die ich mit ihr verbracht habe, so schlimm waren, dass ich oft am Ende meiner Kräfte war.
Meine Mutter Elisabeth Hafemann war ein psychisches Wrack, so lange ich sie erlebt habe. Wenn ich die Erzählungen aus ihrer Kindheit und Jugendzeit interpretiere, war das nicht immer so. In jungen Jahren war Mama ein gesundes Mädchen und eine gesunde und lebenslustige junge Frau. Die Vorkriegszeit, der 2. Weltkrieg, die Kriegserlebnisse und die Erlebnisse auf der Flucht nach Holstein, der Verlust vieler geliebter Verwandter, aber nicht zuletzt auch das Verhalten meines Vaters haben Mama kapputt gemacht. Was fehlte, um das noch schlimmer zu machen, schaffte später mein 1. Ehemann, aber dazu später.
Die Beziehung meiner Mama zu meinem Vater Gerhard Dryczynski war immer gespalten. Wenn sie wütend auf mich war, dann kriegte ich oft zu hören, das hätte ich von meinem Vater, aber solche Äußerungen sind wohl normal. Positiv sah meine Mutter, dass ich von meinem Vater seine Intelligenz und die Fähigkeit, sehr gut schwimmen zu können geerbt haben soll. Das mag sein.
Mein Vater war ein Schönling, Fremdgänger und hatte sehr früh ein Geschäft für Radios, Fernseher und Schallplatten, hat sehr gern mit diesen frühen Geräten zur Unterhaltung experimentiert. Mein Bruder Jörg hat auch etwas erfunden, irgendwas mit Solartechnik ... vermutlich hat er die Begabung zum Experimentieren und Forschen von meinem Vater geerbt.
Mama hat Papa endgültig raus geschmissen, als ich 2 Jahre alt war, weil er ständig fremd ging. So etwas tut weh und ich kann sie verstehen. Ich warf ihr jahrzehntelang vor, dass sie den Kontakt zu ihm unterbunden hat, hätte den Mann gern besser kennen gelernt. Heute habe ich Dinge erlebt, die mich diese Entscheidung meiner Mama anders sehen lassen. Ich glaube, ich hätte mir im Leben viel Leid ersparen können, wenn ich mit dem Vater meiner Kinder genauso umgegangen wäre.
Mama hat es richtig gemacht, den Mann, der mich töten wollte und der sie ihr Leben lang betrogen hat, von mir fernzuhalten.
Gelebt haben wir beide nach meiner Geburt bis zum Tod meiner Großeltern bei Oma und Opa mütterlicherseits in dem Dorf Schellhorn bei Preetz in der Holsteinischen Schweiz. Meine Großeltern besaßen dort ein kleines Halbhaus, das sie nach dem 2. Weltkrieg mit günstigen Geldern hatten bauen können, als sie Rentner wurden.

Das bin ich mit Mama und meinen Großeltern Friedrich und Margarethe Hafemann neben unserem Halbhaus in Schellhorn.

Wir waren nicht arm. Auch wenn viele Dinge, die heute für die Menschen selbstverständlich und wichtig und oft kaum noch zu bezahlen sind, damals nicht zum Leben dazu gehörten, so vermissten die Menschen es auch nicht. Es war nicht normal, als ich ein Kind war, dass die Menschen Telefon, Zentralheizung oder ein Auto hatten und etwas Besonderes, dass wir aufgrund des Jobs meines Vaters sehr früh einen Fernseher besaßen, vor dem oft viele Nachbarn mit uns gemeinsam saßen, um besondere Sendungen anzuschauen.

Die Nachkriegszeit war eine Zeit des Aufschwungs. Sie mag eine trügerische Zeit gewesen sein, die den Menschen etwas vorgegaukelt hat, was die amerikanischen Besatzungsmächte jedem Staat vorgaukeln, den sie gerade angeblich um zu helfen, in Schutt und Asche gelegt haben.

Die Hitlerzeit habe ich nicht selbst erlebt. Hitler und seine Anhänger mögen böse Menschen gewesen sein .. oder auch nicht. Früher war ich davon überzeugt, dass sie es wirklich waren. Später habe ich so oft erlebt, wie die USA die Politiker in Staaten, die sie aus rein kapitalistischen Erwägungen heraus auch in Schutt und Asche gebombt haben, um anschließend den Menschen vorzugaukeln, dass sie nun nur helfen würden, die Demokratie herzustellen .. zu helfen und so weiter, in den Medien zu Monstern gemacht haben, dass ich berechtigte Zweifel daran habe, ob alle Berichte über die Hitlerzeit auch der Wahrheit entsprechen, selbst wenn ich hiermit sage, dass ich bekennende Linke bin und niemals im Leben rechts denken könnte.

Warum ich das nicht kann, liegt an der Erziehung durch meinen Großvater, aber davon werde ich Euch später berichten.

Heute soll es erst einmal genügen.




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