Montag, 24. Dezember 2012

59 Jahre Erinnerung an Weihnachten

Teil 3 - Festhalten bis zum bitteren Ende Weihnachten 2006

Als wir von Schellhorn nach Henstedt-Ulzburg zogen, weil mein Ex-Mann dort eine Weile eine wirklich tolle Chance im Außendienst gehabt hätte - natürlich hat er sich auch diese Chance versägt wie immer - vermietete ich unser Haus und wir mieteten ein Reihenhaus in Henstedt-Ulzburg Nähe Hamburg. Ich gab meinen Job auf und fand über ein Jahr keinen neuen, was mir bezüglich der Kinder gut tat, denn ich hatte endlich Zeit für meine Familie, die ich vorher nie gehabt habe.
Das erste Weihnachtsfest in Henstedt-Ulzburg feierten wir noch mit alten Freunden aus Schellhorn und mit Hansis Eltern und Geschwistern, auch meine Tante Grete aus Ost-Berlin war zu Besuch da.
Im Sommer darauf starben mein Schwiegervater und meine Großtante aus Berlin auch, beide fast gleichzeitig. Ich hatte an diesem Fest viel Zeit, habe auch noch Arbeitslosengeld bekommen und es wurde ein tolles Fest. Im Jahr darauf hatte ich einen Job, der mir keine Zeit mehr für die Familie ließ, ich war ausgebrannt und es war sinnlos, weil mein Mann in der Zeit, als ich so viel gearbetet habe, nichts mehr bezahlte und dafür sorgte, dass unser Haus mit mehr als 100.000 DM Restschulden zwangsversteigert wurde, auch andere Sachen offen blieben und ich einen Nervenzusammenbruch erlitt.
Im Jahr darauf waren wir nicht mehr in Henstedt-Ulzburg, sondern hatten wieder ein Haus in der Nähe unserer alten Heimat gemietet, das eigene war ja nicht mehr da, und zwar in Preetz.
Ich weiß noch, dort hatten wir ein riesiges Wohnzimmer und einen sehr großen Baum. Mein Mann war anfänglich noch im Außendienst, versuchte etwas anderes, machte dann später eine Umschulung zum Tischler und ich das Abitur nach.
Gefeiert haben wir auch dort noch gern und viel mit den Kindern, der Familie und Freunden.
Danach hatte ich 9 Jahre lang das Gefühl, wir hätten ein neues Zuhause gefunden, denn nach 3 weiteren Jahren fanden wir einen kleinen Resthof auf dem Gut Depenau und zogen dort im Jahr 1990 hin.
Ich ging mit Vanessa zusammen auf die gleiche Schule,  nur war ich zwei Jahrgänge weiter.
Weihnachten und auch Partys gemeinsam mit den Freunden der Kinder waren normal. Ich dachte damals, meine Kinder lieben mich sehr, weil wir uns in meinen Augen so gut verstanden, aber ich habe mich wohl geirrt. Wenn auch nicht gerade zu Weihnachten, sondern auf Sommerfesten mit Lagerfeuer, hatten wir über 80 Gäste auf Gut Depenau .. auch Weihnachten war immer sehr schön.
Im Jahr 92 allerdings hatte mein Ex dann die erste feste Geliebte und ich machte den Fehler eines Selbstmordversuchs. Ich glaube, vor allen Dingen meine beiden Töchter haben mir das bis heute nicht verziehen. Eigentlich wollte ich nicht sterben, ich habe einfach die Nerven verloren, nur einige Sekunden, aber da kann eben viel passieren.
Ich gab damals danach das Studium auf, für das ich so lange und hart gearbetet hatte, weil ich für Psychologie einen sehr guten NC brauchte. Ich tat das der Familie zuliebe und begann einen Job in einer Gärtnerei. Mein Ex hatte sich selbständig gemacht, die Firma lief anfänglich gut und ich dachte, ich bin es den Kids einfach schuldig, einmal richtig viel Geld für alle auszugeben. So schenkte ich meinem Großen Manuel Equipment für seine Band, dem Kleinen eine E-Gitarre mit Verstärker und für uns drei Frauen kaufte ich das erste Pferd mit dem Versprechen, dass bald jede von uns eines bekommen würde und baute den Stall, die Zäune, schaffte alles dafür an. Nixe gehörte uns allen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es in meiner Familie wichtig werden könnte, wem genau von uns nun welches Pferd gehört, auch wenn dieses Tier sozusagen ja einmal ein Weihnachtsgeschenk war.

Das ist Nixe ..Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie und vor allen Dingen eben uns Frauen ... Weihnachten 1992.
Noch bei ihrer Züchterin
Das ist Manuel als Teenager mit Nixe. Er hatte sich damals, als sie bei uns ankam, gerade sehr verliebt. Seine Freundin Sonja ist einige Monate später bei uns eingezogen und hat 1992 natürlich auch bereits mit uns Weihnachten gefeiert.
An Weihnachten 1992 war gerade ihr eigenes Pferd gestorben, das sie sich im Sommer davor gekauft hatte und das bei uns lebte, die Lady. Es hätte nicht sterben müssen, es wäre nur nie mehr reitbar gewesen. Die Konflikte, die Weihnachten nicht mehr familiär und schön machten, haben damals spätestens begonnen.

Vanessa bat mich, Sonja nicht zu erlauben, wieder ein neues Pferd in unseren Stall zu stellen. Wir standen alle unter dem Schock, bei der Tötung von Lady, die erst 7 Jahre alt war und einfach lange Ruhe gebraucht hätte wegen ihrer Sehnen, dabei gewesen zu sein. Ich wusste genau, wenn ich ein eigenes Pferd zu Nixe stelle, gibt es einen Konflikt mit Manuel, der seine Sonja ja sehr liebte und das nicht verstehen würde. Ich habe dennoch damals Vanessa recht gegeben und Chiwa angeschafft, die noch heute bei Jürgen und mir lebt.

Weihnachten 93 verlief noch halbwegs gut, Weihnachten 94 dann war Manuel mit Sonja ausgezogen, weil die WG zwischen ihm Vanessa und Sonja nicht klappte und ich als Mutter natürlich frontal zwischen die Fronten gekommen bin, als ich das versucht habe zu schlichten und Vanessa zu helfen, die in der WG alleine ohne Partner einfach die Unterlegene war. Manuel kam uns allerdings dann 8 Jahre lang ohne seine Freundin alleine besuchen, aber wir haben seine Wohnung erst gesehen, als Sonja ihn dann nach 8 Jahren verlassen hat.
Inzwischen war auch Reno dazu gekommen und auch wegen ihm hatte es neue Konflikte mit Sonja gegeben, die fröhliche Weihnachten mit der Familie immer unwahrscheinlicher machten.
Ja, es gab noch Weihnachtsfeiern in Depenau, aber das Idyll, an das ich mich klammerte, war mehr als löchrig. Mein Mann ging ständig fremd, hatte eine feste Geliebte, von der er mir oft sagte, es sei vorbei, aber in 12 Jahren ist das nie so gewesen. Sie war auch nicht die einzige Geliebte, die er hatte. Wie viele es waren, weiß ich nicht. Ich hielt mich an den Kindern und Pferden fest und versuchte, die Affairen meines Ex-Mannes zu ignorieren, meinen Lebensinhalt in der Familie zu finden. Ich hätte das nicht tun sollen, es hat die Kinder überfordert. Ich ließ zu, dass mein Mann meine Mutter im hohen Alter raus warf, weil sie ins Frauenhaus geflüchtet war, als er sie wieder und wieder angegriffen hatte. Sie hatte recht, mein Mann war gewalttätig und böse geworden und erstickte jede Form von Kritik im Keim, indem er einfach zuschlug und wir hatten alle Angst vor ihm. Weihnachten gab es noch, es gab auch noch viel Familienleben, hier habe ich sogar einige Fotos davon online gefunden.
Ein Ausbruch aus diesem Idyll, alles zerstören .. vielleicht verstehen meine Kinder irgendwann einmal, dass das nicht einfach für mich gewesen wäre.Ich habe mich damals viel um meine Mutter gekümmert, sie immer abgeholt und abends wieder nach Hause gebracht, ich fühlte mich sehr schuldig ihr gegenüber, denn mein Mann hatte ihr unrecht getan, sie hat nie eine Schuld daran getroffen, was bei uns zu Hause los war, sie war mir immer eine große Hilfe dabei, die Familie am Leben zu  halten und dass es so etwas wie Weihnachten und Geschenke und ein bisschen Luxus im Leben meiner Kinder überhaupt gegeben hat. Ohne sie und auch ohne meinen Mann, der nur noch von Schwarzarbeit lebte und mir davon weniger als die Hälfte gab, was ich heute weiß, wäre es ihnen dennoch noch viel schlechter ergangen, denn ich hätte ihnen alleine gar nichts mehr bieten können, war doch viel zu lange aus meinem Beruf raus und haftbar für alle Schulden, die mein Mann im Laufe seines Lebens gemacht hat .. und Schwarzarbeit hätte es für mich in meinem Beruf nicht gegeben.

Ob sie das begreifen?

Meine beiden Töchter holten auch ihre damaligen Partner nach Depenau, der von Vanessa ist heute ihr Ehemann. Er hat mich nie leiden können und ich ihn ebenfalls nicht. Mein Instinkt war vollkommen richtig, und zwar in bezug auf beide Männer, denn mein Schwiegersohn geht ganz sicher nicht gut mit meiner Tochter um, das weiß ich genau und dass Angst keine Grundlage für Liebe ist, weiß ich genauso genau über meine Ehe, habe es leider nur meinen Kindern ja vorgelebt. Und die erste große Liebe meiner Kleinen ist leider heute schwul. Auch das dachte ich sofort, weil man es dem Jungen, den ich sehr gern hatte, einfach ansah. Das war schlimm für meine Kleine.

Von meinen Enkeln, die ich von Vanessa habe, hatten wir nie viel, meine Mutter zerbrach wortwörtlich daran, dass sie schließlich den Kontakt ganz abbrach, als meine Enkelin von ihr das Alter hatte, dass sie erzählen konnte, wenn Vanessa uns heimlich besucht oder getroffen hatte. Aber es gab noch Weihnachten mit Vanessa und den Kindern, allerdings nach der Geburt von Enkelin Janin immer ohne ihren Mann.
Meinen Enkel von Esther habe ich sogar lange wie eine zweite Mutter versorgt, weil die Beziehung zu seinem Papa nicht lange gehalten hat, und die zu ihren heutigen Ehemann, darüber zu erzählen, das passt nicht in eine kleine Story über Weihnachten, denn das würde ein Roman, den man in meiner Erzählung über das Leben mit unseren Pferden nachlesen kann.
Weihnachten 99 lebte ich von meinem Mann vorübergehend getrennt dort, wo meine Mutter hin gezogen war, in einer eigenen Wohnung in Preetz, wo er mich trotz seiner Affairen mit einer krankhaften Eifersucht verfolgte und täglich zu Besuch kam, um die Kinder zu besuchen.
Natürlich gab es dort Familien-Weihnachten. Ich habe die Angst vor meinem Mann ertragen gelernt und wie sagt man so schön, Menschen können sich gut mit Menschen, denen sie ohnehin nicht entkommen können, identifizieren. So sollte man den Rest meiner Ehe sehen und verstehen lernen.
Besuch der Familie bei Vanessa und Janin.
Weihnachten in meiner und Mamas Dopppelwohnung in Preetz, als mein Mann nicht mit mir zusammen lebte, hier mit dem Papa von meinem Enkel Raphael von Esther und Janin.
Weihnachten genießt man immer, wenn die Kinder noch kommen, egal wie unglücklich die äußeren Umstände sind und auch hier haben wir sie noch genossen .. irgendwie. Immerhin war unsere Familie noch nach wie vor eine Familie.
Tja .. mein Ex und ich zogen wieder zusammen, zuerst nach Pohnsdorf, von dort nach Boksee, von Dort nach Nettelsee ... ist es so viel passiert, das kann ich unmöglich alles erzählen.
Ich weiß nicht, warum mein Mann zurück kam, denn mit seiner Freundin Helga hat er nie Schluss gemacht und mich bis zum Ende meiner Ehe mit ihr und anderen betrogen. Ich wurde Oma von Enkel Raphael von Esther und Enkel Marc von Vanessa, Manuel fand in Anni eine neue Liebe mit der ich mich lange gut verstanden habe, bis sie unverständlicherweise, als sie schwanger war, mir verschwieg, dass ich Oma geworden war .. habe den Enkel von ihr nie gesehen außer auf Fotos. Aber das liegt nicht mehr in der Zeit, als ich noch mit meiner Familie Weihnachten gefeiert war, sondern passierte nach 2006. Auf den folgenden Bildern kam sie uns noch besuchen und außer meinem Schwiegersohn, der Vanessa von Anfang an zu isolieren versucht hat, waren immer noch alle da. Meine Mutti war ein Pflegefall geworden und mein Mann sogar einverstanden, dass sie wieder bei uns einzog. Er hat eine Weile wohl wirklich versucht, eine gute Ehe mit mir zu führen, die aber sicher auch unter der Art meiner Schwiegersöhne so litt, dass es genau genommen keinen Sinn gemacht hat, denn wir hatten dadurch zu viel Stress. Die Armut kam dazu und aufgrund seiner Affairen kam mein Mann ohne Geld nie aus, denn mehrere Frauen zu unterhalten ist nunmal teuer.
Hier sieht man meine Enkel Janin .. links ... und Raphael ... rechts ... recht gut und unten gleich Enkel Marc von Vanessa.
Ja, wenn die Besuche solchen Seltenheitswert haben wie später die von Vanessa, dann freut man sich als Mutter besonders, zum Beispiel noch Feste wie Weihnachten mit den Kindern feiern zu können.
Es wurde für mich schwieriger, das immer auch zu finanzieren, denn in unserem Staat ging alles den Bach runter. Ich habe oft monatelang gespart, damit so ein Fest dennoch dann ein Fest werden konnte oder mich verschuldet, weil meine Mama über den Versandhandel noch einkaufen konnte oder ich über sie, um es dann oft das ganze Jahr über abzuzahlen.
Schenken, ich habe das immer so gern getan und es fällt mir schwer, dass ich heute oft nichtmal jemand zu uns einladen kann geschweige denn viel verschenken.
Ich glaube auch, dass das anderen Menschen in der gleichen Lage genauso schwer fällt.
Schenken zu können, Gastfreundschaft pflegen zu können, gehört zum Menschsein dazu und sollte ein Menschenrecht sein, das aber in der heutigen Zeit von Staats wegen Millionen von Menschen vorenthalten wird.
Das letzte Weihnachtsfest, das wir noch feierten, aber leider ohne Vanessa, Janin und Marc, denen ihr Vater nun verboten hatte, uns zu besuchen, war eins in 2006. Der Rest meiner Familie war noch da.
Mein Mann war vorher fast das ganze Jahr über kaum noch zu Hause gewesen und am Heiligen Abend fragte ich ihn warum. Da hat er mir gesagt, er würde mir oft den Tod wünschen, weil ihm die Sexualität mit mir nicht mehr möglich sei. Ich dachte, er sei krank und meldete uns bei einer Paartherapie an. Ich hatte kurz vor Weihnachten einen Unfall, wo mir die Bremsseile gerissen waren und dachte eine Weile, ob er womöglich versucht hat, mich umzubringen, indem er mein Auto manipuliert hat. Ich weiß es nicht. Auf der Fensterbank, wo mein Auto immer parkte, fand ich Monate später verrostete Werkzeuge, warum die da lagen, ich weiß es nicht.
Ich habe Weihnachten 2006 versucht fröhlich zu wirken, als meine Familie da war .. aber wie fühlt sich ein Mensch, dessen eigener Ehemann ihm eigentlich den Tod wünscht, an so einem Tag .. ich hätte Trost gebraucht, aber es war da niemand mehr, auch nicht unter meinen Kindern, dem ich das hätte erzählen können, ohne ganz verstoßen zu werden. Später haben sie mich bis auf meinen Kleinen trotzdem verstoßen.
Meine Tochter hatte jetzt eine Reitschule. Ich habe alles getan, damit sie ihren Berufstraum verwirklichen konnte, auch meinen Job aufgegeben, um ihr in der Zeit der Ausbildung das Kind abnehmen zu können. Ihr neuer Partner, der einen Bauernhof hatte, ließ mich nicht einmal in die Wohnung. Treffen mit der Familie fanden im Aufenthaltsraum neben ihrer Reithalle statt. Ich bin zuletzt gekrochen wie ein Wurm, um dennoch ab und zu mit der Familie feiern zu können, auch Weihnachten.

Die Dekoration für Weihnachten, die ich für das Weihnachtsfest 2006 in meine Fenster und in meine Wohnung gehängt hatte, hing immer noch dort, als ich Ende April 2007 Jürgen kennen gelernt habe. Ich weiß nicht genau, ob da Ostern bevor stand oder schon vorbei war. Es war mir auch egal geworden.

Spätestens als mich mein Mann endgültig verstoßen hat, was er tat, als ich ihn damit konfrontierte, mich gleichzeitig mitmindestens 3 Frauen betrogen zu haben, habe ich durch meine Kinder allenfalls noch Mitleid und sehr wenig Kontakt, keinerlei Verständnis für meine Lage mit meiner schwerbehinderten Mutter, die bald darauf starb, erfahren. Dazu später. Weihnachten wurde für mich vom glücklichen Familienfest zum Albtraum schlechthin und wird es immer bleiben. Jürgen empfindet es genauso, denn er hat mit seiner Familie nicht minder schlimme Dinge erlebt.

Ich glaube, es gibt viele entwurzelte Menschen, die Weihnachten hassen, weil es ein Fest ist, das Narben aufreißt und einen daran erinnert, dass man es irgendwann einmal als ein Fest der Liebe erlebt hat.

Wer sozial entwurzelt wird, verliert zuerst seine Freunde und meistens auch den größten Teil seiner Familie.

Das liegt zum Teil am Stress, das liegt aber noch an etwas anderem, nämlich der Armut, die diese Entwurzelung nach sich zieht .. und wer heute arm ist, dem weicht man besser aus und behandelt  diesen Menschen, als ob der Lepra hätte und dieser Aussatz ansteckend wäre.

Was Weihnachten 2007 und später passiert ist, das erzähle ich später.

LG
Renate




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