Sonntag, 21. Oktober 2012

Kinderarmut in Schleswig-Holstein

 Ich war mal suchen, was davon zu halten ist, dass ich vorhin in den Nachrichten hörte, die Kinderarmut wäre in Schleswig-Holstein ein bisschen gesunken, aber trotzdem sei noch ca. jedes 3. Kind von Armut betroffen. Statistiken haben ihre Tücken, also dachte ich mir, ran ans Werk und durchleuchte diese Nachricht mal auf ihren Sinngehalt, denn viele Nachrichten haben ja oft nur einen Sinn, der Bevölkerung was vorzugaukeln, damit sie wieder Parteien wählen, die gern an die Macht wollen und dann alles nur noch schlimmer machen.




Hier wird nur gesagt, dass die Armutsquote überall so ziemlich langsam sinkt, mehr nicht. Hört sich gut an, muss aber nicht bedeuten, dass es den Menschen wirklich besser geht, denn was man unter arm versteht, ist ein statistischer Wert, der sich immer nach dem Durchschnittseinkommen richtet und wenn das sinkt, dann sinkt auch der Betrag, von dem man sagt, die Menschen wären arm.

Ist das verständlich? Ich hoffe.

Also das heißt so in etwa, wenn sehr viele Menschen sehr wenig Einkommen haben, dann wird der Wert runter gesetzt ... wenn also alle ganz arm wären, gäbe es laut so einer Statistik schließlich keine Armen mehr, obwohl alle arm wären.

Ist das verständlich? Ich hoffe.


Ein Zitat von der Website oben:

" In Schleswig-Holstein sind es derzeit 70.393 (Stand: April 2012. Offizielle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Gezählt werden nur Kinder in Bedarfsgemeinschaften). Das sind 14,48% aller Kinder in Schleswig-Holstein."

Ich gehe also davon aus, das es noch viel mehr Kinder in Armut gibt, denn die Kinder ohne Eltern, die aus den Haushalten, die Sozialhilfe bekommen oder den Haushalten, die genauso wenig Geld zur Verfügung haben, es aber mit Mühe und Not noch selbst irgendwie verdienen, zählen ja nicht dazu.



Hier möchte ich auch mal ein paar Zahlen für unseren Blog aus dem Link oben übernehmen:

"

Armutsgrenzen

Der Rat der Europäischen Gemeinschaft definiert Armut wie folgt: Personen, Familien und Gruppen gelten als arm, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. Arm ist, wer über weniger als 60% des mittleren Netto-Einkommens verfügt.

60% des mittleren Netto-Haushaltseinkommen bedeuten für:

Alleinerziehend mit einem Kind€ 1.210,-
Alleinerziehende mit zwei Kindern€ 1.496,-
Paar mit einem Kind € 1.683,-
Paar mit zwei Kindern€ 1.964,-

In Kiel bezieht sich Kinderarmut auf die Anzahl der Kinder unter 15 Jahren, die von Sozialgeld leben. Zahlen zum Einkommen aller Haushalte in Kiel liegen nicht vor. Daher kann keine Aussage dazu gemacht werden, wie hoch der Anteil der Kinder ist, deren Eltern über weniger als 60% des Durchschnittseinkommens verfügen. Dieser wird aber nicht unerheblich hoch sein!"

Wie Ihr auch hier seht, werden da gar nicht alle Kinder mitgezählt, denn Sozialgeld kriegen ja nur die Kinder, deren Eltern auch Hartz IV beziehen. Alle anderen armen Kinder fallen unter den Tisch.

Ansonsten lohnt es sich, sich mal durch diese Seite zu klicken, einfach um sich darüber zu informieren, was es in Deutschland bedeutet, noch Nachwuchs in diese Welt zu setzen.



Es lohnt sich, den ganzen Text mal zu lesen, ich möchte aber daraus mal auch einige Zahlenbeispiele hierher kopieren, um zu verdeutlichen, wie gern unsere Regierung Statistiken dazu benutzt, etwas vorzutäuschen, das nicht wirklich den Tatsachen entspricht.

" Die Bundesagentur für Arbeit vermeldete am 26. Januar: Kinderarmut ist gesunken. Das ist erst einmal erfreulich, erfordert aber doch ein genaueres Hinsehen"

" Danke! – Seit dem Jahr 2006 gibt es fast 750.000 Kinder unter 15 Jahren weniger in unserem Land. Wenn es also immer weniger Kinder gibt, so ist es keine Überraschung, dass, in absoluten Zahlen betrachtet, auch immer weniger Kinder von Sozialleistungen leben müssen."

Die Ausschnitte sind aus einer Rede, die in Hessen gehalten wurde, nur dass Ihr Euch nicht wundert.

" Meine Damen und Herren, in Deutschland ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen. Das sind in Deutschland rund 2,7 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Immer mehr Familien in Deutschland geraten ohne eigenes Verschulden in eine nahezu ausweglose finanzielle Situation. Das ist aus unserer Sicht alles andere als Grund zur Freude oder gar Entwarnung. Wir müssen daran erinnern, dass der Anteil der Kinder, die in Hartz-IV-Familien leben oder – besser gesagt – deren Eltern kein existenzsicherndes Einkommen haben, nach wie vor bei 13,5 % Bundesdurchschnitt liegt. Die Quote ist zwischen September 2006 und September 2011 nur um lediglich 1,5 Prozentpunkte gesunken. Für Hessen sieht es, wenn man die westlichen Länder betrachtet, ganz besonders erschreckend aus. Für Hessen beziffert eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, dass von 2008 bis 2010 die Kinderarmut in Hessen bei den Unterdreijährigen um 0,6 Prozentpunkte auf 18,3 %, das sind 28.324 Kinder, gesunken ist."

" Noch einmal zurück zu der Tatsache, dass es immer weniger Kinder gibt: Laut Deutschem Kinderschutzbund ist die Zahl der unter 15-Jährigen seit 2006 bundesweit um fast 750.000 zurückgegangen. Das ist auch Ergebnis einer Politik wie der Agenda 2010, die den Menschen Perspektiven zur Lebens- und Familienplanung geraubt hat."

Tja ... wenn die Menschen sich nicht mehr trauen, ein Kind in die Welt zu setzen, dann sinkt logischerweise auch irgendwann die Kinderarmut .. mangels noch vorhandener Kinder.

" Hartz IV ist Armut per Gesetz. Hartz IV zerstört die Kindheit. Kinder wünschen sich nichts sehnlicher, als dazuzugehören. Denn sie sind durch und durch gemeinschaftsbezogen.
Hartz IV bedeutet jedoch genau das Gegenteil von dazugehören. Hartz IV bedeutet bitteren Mangel und Ausgrenzung, und das nicht nur für kurze Zeit. Knapp die Hälfte der Kinder in Hartz IV bezieht diese Leistung bereits seit mehr als zwei Jahren und damit im Prinzip während eines Großteils ihrer Kindheit. Mit einer schlecht finanzierten Kindheit werden die Weichen für ein schlechtes ganzes Leben gestellt. Mitte Februar 2012 hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung etwas festgestellt, was man im Grunde genommen schon vorher zumindest ahnen konnte. Ich zitiere noch einmal:
„Die Lebensbedingungen in der Kindheit beeinflussen die Chancen eines Menschen, im Alter frei von Krankheiten und Gebrechlichkeit zu sein, über hohe kognitiv und physische Leistungsfähigkeit zu verfügen und aktiv engagiert zu sein …“ Anders gesagt: Wer in Armut aufwächst, bezahlt für diese Armut sein Leben lang, und zwar bis ins hohe Alter hinein."

" Menschen müssen von ihrem Arbeitseinkommen leben und ihre Kinder erziehen können. Deswegen brauchen wir einen Mindestlohn und endlich wieder eine Sozialpolitik, die ihren Namen verdient, nämlich eine Umverteilung von oben nach unten. – Ich bedanke mich."

Dem letzten Satz kann ich mich nur anschließen, aber es gibt noch eine andere Idee, und die ist grundsätzlich . nicht nur für Kinder, sondern alle Menschen, noch besser.


Hier kopiere ich Euch mal das überarbeitete Grundkonzept .. die lange Begründung findet Ihr auch auf der Seite und noch viele andere Infos.

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16.03.2012 Pressemitteilung

Kinder brauchen mehr!

Bündnis erneuert Forderung nach Kindergrundsicherung

Berlin, 16.03.2012 Das Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG fordert eine sozial gerechte Kindergrundsicherung von 536 Euro pro Monat. Das überarbeitete Konzept wurde heute von den acht Verbänden und neun Wissenschaftler/- innen des Bündnisses KINDERGRUNDSICHERUNG in Berlin vorgestellt. Die Höhe der Kindergrundsicherung wurde wegen des gestiegenen Existenzminimums neu berechnet. Das Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG unterstrich, nur die Kindergrundsicherung gebe allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe.

Heinz Hilgers (Präsident Deutscher Kinderschutzbund): „Die Kinderarmut in Deutschland ist weiter skandalös hoch, auch weil der derzeitige Familienlastenausgleich sozial ungerecht und intransparent ist. Die Bundesregierung muss endlich ein Gesamtkonzept vorlegen, um die Kinderarmut in Deutschland wirksam zu bekämpfen.“

Christiane Reckmann (Vorsitzende Zukunftsforum Familie): „Das Konzept der Kindergrundsicherung orientiert sich am steuerlichen Existenzminimum. Durch die Besteuerung schmilzt die Kindergrundsicherung je nach Einkommen der Eltern langsam ab. Familien mit keinem oder nur geringem Einkommen erhalten so mehr Geld, das für die Versorgung der Kinder nötig ist. Familien mit hohem Einkommen bekommen dagegen genau so viel wie heute durch die maximale Entlastung durch die steuerlichen Kinderfreibeträge.“

Ulrich Thöne (Vorsitzender GEW): „Solange es keinen gebührenfreien Zugang zu Bildung und Betreuung gibt und Kita- und Studiengebühren gezahlt werden müssen, brauchen wir dringend eine Kindergrundsicherung. Kinder und Familien brauchen mehr Geld und eine bessere Infrastruktur.“

Im Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG fordern acht Verbände und neun Wissenschaftler/-innen schon lange einen Paradigmenwechsel bei der Familienförderung."

Später werde ich dieses Thema noch einmal unter einen vollkommen anderen Aspekt aufgreifen, nämlich unter dem, dass viele Familien mit Kindern ihre Lebensmittel mit erbettelten Gütern der Tafeln aufbessern und was so eine Ernährung für die Entwicklung gerade eines Kindes zu bedeuten hat.

Bis bald mit diesem Thema.

LG Renate


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