Freitag, 3. August 2012

Unser "Sozialstaat" - Witz vom Pflegegesetz


Mir ist heute Abend nach meckern über unseren "tollen" Staat. Es wird eine Trilogie werden. Ich starte mal damit, mir über meine Wut zum Thema häusliche Pflege Luft zu machen.

11 Jahre habe ich meine Mama gepflegt. Zuletzt war es für mich alleine körperlich nicht mehr zu schaffen und ich hatte in meinem Partner einen lieben Menschen, der mir dabei half.

Als es anfing, war Mama "nur" so tüdelig, dass man sie nicht mehr alleine wohnen lassen konnte. Da meine Mutter nun aber Sozialhilfe bekommen hat, hat man ihr die kurzerhand gekürzt, sozusagen als Strafe dafür, dass ich sie zu Hause bei mir aufnahm und ja auch dadurch extra Kosten hatte, kriegte sie aber weniger Geld, damit ich die nicht durch etwas Geld von ihr auffangen konnte. Das hatte doch was.

Geklagt, zunächst verloren. Pflegegeld beantragt, keine Pflegestufe bekommen, weil Demenz ja nicht zählte.

Sie wollen es ja nun ändern .. was bin ich darauf gespannt und gönne es jedem, der heute pflegt, von Herzen, weil ich weiß, was es heißt zu pflegen und dafür nur Arschtritte zu kriegen.

Die Pflegestufe 1 haben wir erst 3 Jahre später bekommen, als meine Mutter damals bereits bettlägerig war und ihr Hausarzt meinte, sie würde die nächsten 3 Monate nicht mehr überleben.

Als er das so sagte, packte mich die nackte Wut und ich erklärte dem guten Mann, dass ich sofort sämtliche Pillen weg schmeißen würde und mal probiere, ob meine Mutter mit gesunder Ernährung nicht wieder auf die Beine käme.

Sie kam wieder auf die Beine, und zwar wörtlich, lief in der Wohnung bald ohne Krücken, draußen mit Krücken und nur noch für lange Touren brauchten wir den Rollstuhl. Aber ihr Kopf ging immer mehr kapputt. Das ist nunmal bei vielen alten Leuten irgendwann so.

Schon bald hätte ich wegen meiner Mutter genau genommen nichtmal mehr Teilzeit arbeiten können.

Als mich mein Ex in der Allerwertsten trat, musste ich das aber, nur Teilzeit.

Was heißt Teilzeit ... für ganze 28 Euro ohne Abzug der Fahrkosten von jedesmal 9,20 Euro war ich ca. 2 x die Woche von morgens gegen halb 8 bis nachmittags 15.30 unterwegs .. also fast den ganzen Tag weg, um für 4 Stunden in einer Baumschule mehr als saumäßig bezahlt zu werden und den Rest mit Fahrzeit zuzubringen. Davon ließ die ARGE mir so gut wie nichts und Mama heulte jedesmal, wenn ich nach Hause kam, weil sie immer vergessen hatte, dass ich zur Arbeit war. Aber bei der Pflegestufe 1 erklärt einem dieser Scheiß-Staat, man kann doch problemlos sogar Vollzeit arbeiten. Was interessiert es unsere Politiker, ob alte Menschen darunter leiden, die sind denen doch scheißegal und was passieren kann, wenn man einen dementen alten Menschen stundenlang alleine lässt .. denn die kommen ja auf sonstwas, wenn man Pech hat .. ist denen auch vollkommen schnurz.

Na ja ...als mein Ex abhaute, erkannte das Sozi plötzlich unseren Untermietvertrag an, um ihn nicht mehr anzuerkennen, sondern wieder von einer Haushaltsgemeinschaft auszugehen, als Jürgen bei uns einzog.

Ich meldete dieses Stück aus dem Tollhaus dem Sozialgericht und gewann diesen Prozess .. zumindest das Sozialamt musste Mama dann ab da als Haushaltsvorstand behandeln .. aber nur bis zur Festsetzung der neuen angeblich ja sozialfreundlicheren Regelsätze .. bei denen Behinderte nun ja erst recht die Arschkarte gezogen haben.

Als Mama dann stürzte und diese Vollidioten sie im Krankenhaus trotz meiner Warnung auch noch aus dem Bett haben fallen lassen, so dass sie sich das gebrochene Bein zum zweitenmal brach, und zwar diesesmal mit einem Trümmerbruch, habe ich die Pflegestufe III beantragt, aber nur die II bekommen.

Also geklagt, auch vorm Landessozialgericht, als das Sozialgericht nein sagte.

Was tat die Barmer ... lachten sich ins Fäustchen, weil sie mir aufgrund meiner Weigerung, davon Abstand zu nehmen, dass Jürgen mir bei der Pflege half, nun nichtmal mehr an Rentenversicherungsanteil zahlen mussten als vorher bei der Pflegestufe I, denn sie teilten ja nun prozentual. Jürgen, der so unter 14 Wochenstunden Pflege blieb, kriegte also gar nichts für die Rentenkasse trotz Pflege.

Ich bin aber stur, bin immer gegenan.

Ich nehmen an, das tun die meisten Menschen, weil ich oft höre, dass andere Leute ähnliches erleben.

Nun ja ... das Landessozialgericht machte der Barmer nun nach fast 2 Jahren seit Beginn meiner Bitte um Höherstufung einen Vergleichsvorschlag ...Pflegestufe III ab dem Zeitpunkt der Entlassung meiner Mutter nach dem Beinbruch aus der Klinik, also November 2011.

Ich stimmte zu, die Barmer stimmte auch zu. Also habe ich dann mal gefragt, was mit Geld ist und wie es mit der Änderung der Rentengeschichte für Jürgen und mich nun ausschaut.

Aber nein ... warum sollten sie sofort zahlen?

Kriege ich doch die Antwort, nun warten sie noch, bis das Gericht die Akte offiziell abgeschlossen hat .. dann kann ich mit Geld rechnen.

Und da die Gerichte in Deutschland noch von ner Schnecke im Rückwärtsgang überholt werden können, wird das wohl noch einige Wochen dauern.

Tja ... die Barmer ist Meister im Rauszögern von Zahlungen, die einem eigentlich zu Recht zustehen.

Sie spielen es aus, dass die Gerichte oft ewig brauchen, bis sowas bearbeitet wird und die Pflegefälle oft vorher wegsterben und es gar nicht mehr erleben und die Erben möglicherweise gar nicht wissen, dass sie dann die Klage weiterführen können.

Wenn ich das jetzt erzähle, dann bin ich stocksauer.

Die Krankenkassen machen Überschüsse ohne Ende, aber in den Pflegeheimen ist zu wenig Personal, auf den Krankenstationen ist zu wenig Personal und die Menschen, die häusliche Pflege machen, werden beschissen ohne Ende.

Sowas ist doch nicht normal und diesen Irrsinn hat uns der Blühm damals als eine tolle Verbesserung verkauft.

Dabei ist dadurch alles nur schlechter geworden.

Die am meisten Leid tragenden sind die Alten und Kranken und Schwachen .. und danach dann eben die Menschen, die ihre Verwandten nicht einfach zum schnellen Sterben abschieben, sondern kämpfen.

Möge wer eine Bombe in dieses Land schmeißen. Ich applaudiere.

Renate

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